SV 04 Oberlosa macht im Abstiegskampf fahrlässig den Kontrahenten stark
Oberlosa hatte alle Trümpfe in der Hand. Am Ende hieß es aber 29:30 (9:12). Weshalb den Plauener Handballern ausgerechnet im Abstiegskrimi gegen Oftersheim/Schwetzingen die Lösungen fehlten, das war die große Frage.
Die ersten 18 Minuten hatten wenig mit Drittligahandball zu tun. Beide Teams übertrafen sich im Fehlerspiel. Die Gäste aus dem Rhein-Neckar-Kreis brachten gar keine Ballstafetten zustande. Der SV 04 Oberlosa netzte trotz schwacher Wurfquote zumindest sechsmal ein. Torhüter Philipp Seidemann verstand die Welt nicht mehr: „Wir haben mit 6:2 und 7:3 geführt. Der Gegner schwächt sich durch eine Rote Karte selbst. Und dann lassen wir uns nach 20 Minuten völlig aus der Bahn werfen. Das ist bitter“, räumte der junge Schlussmann ein. Aber was war passiert? Wieso fehlte den Plauenern dann die Durchschlagskraft?
„Unsere Offensivabwehr hat sich mit der Zeit immer besser zurecht gefunden“, strich Gäste-Trainer Christoph Lahme einen wichtigen Fakt heraus. Trotz der Roten Karte gegen Sebastian Bösing konnte sich die HG Oftersheim/Schwetzingen jetzt ins Spiel reinkämpfen. Das schafften die Kurpfälzer mit einer ziemlich unorthodoxen Defensivtaktik. Ein ganz weit vorgezogener Offensivverteidiger attackierte gleich kurz nach der Mittellinie die genervten Plauener. Dahinter bildeten drei Oftersheimer eine Art Brennpunkt-Riegel. In dieser Zone provozierte der Gast die meisten Oberlosaer Fehler. Die beiden Schwetzinger Außenverteidiger hatten dadurch wenig Mühe. Denn viel zu oft ließ sich der gestresste Gastgeber zu Verzweiflungswürfen hinreißen, denen aus über zehn Metern Torentfernung fast immer Präzision und Schärfe fehlten.
So kassierte der SV 04 nach 25 Minuten den 7:7-Ausgleich und geriet dann sogar 9:13 in Rückstand. Was jetzt auffiel: Den Spitzenstädtern fehlte es an Ideen, Variablen und Überraschungsmomenten. Lediglich ein bärenstarker SV-Schütze Nico Schneider (8 Tore) fand die Lücken in der Deckung des Tabellenvorletzten. „Aber ich habe leider auch nicht alles richtig gemacht und gerade in der Phase, wo wir vor der Pause in Rückstand gerieten, durch meine Fehler Anteil an der Spielwende“, stellte Nico Schneider selbstkritisch fest. Ratlos gestand der beste Plauener: „Wir haben genau gewusst, dass Oftersheim/Schwetzingen so agiert. Letzte Woche hat man auf diese Art und Weise bereits Aue geärgert. Und trotzdem sind wir heute in diese Falle getappt.“
Der Tabellenvorletzte aus Baden-Württemberg feierte hinten raus einen verdienten Sieg. Aber Gäste-Trainer Christoph Lahme wusste: „Gegen den Zweitligaabsteiger aus Aue haben wir zuletzt eine Drei-Tore-Führung verspielt. Heute haben wir das Ding zwar knapp ins Ziel gebracht, müssen aber trotzdem analysieren, weshalb wir unseren Fünf-Tore-Vorsprung fast noch eingebüßt haben“, so der HG-Coach. Auf Seiten der Plauener wird es vermutlich harte Worte geben. So half beispielsweise Abwehrspieler Libor Hanisch nach seiner Einwechslung mit zwei Fouls lediglich dem Gegner und machte ihn noch zusätzlich stark. Nur mit Härte allein wird es eben nichts in der 3. Bundesliga. Es bedarf Geschick und Finesse. Die 542 Zuschauer fragten sich in der Kurt-Helbig-Sporthalle auch, weshalb nach jedem Oberlosaer Anrucken sofort die Fehlzündung folgte? Es gab eigentlich genügend Möglichkeiten, um in diesem Aufsteigerduell noch einmal auf Augenhöhe zu erscheinen.
SV-Trainer Ladislav Brykner runzelte die Stirn: „Wenn ich in beiden Halbzeiten Phasen mit vier, fünf technischen Fehlern in Folge auf die Platte bringe, kann ich in der 3. Liga nicht gewinnen. Das Beste an diesem Spiel heute war unser Publikum“, bedankte sich Ladislav Brykner nach zwei fahrlässig verschenkten Punkten für die Unterstützung. Nach diesem Rückschlag fährt Oberlosa nun als Vorletzter zum Tabellenzweiten HBW Balingen-Weilstetten II (Samstag, 26.10., 19.30 Uhr). Im nächsten Heimspiel geht’s dann gegen das Mittelfeldteam der Wölfe Würzburg (Samstag, 02.11., 19 Uhr). Bei drei Absteigern müssen die Plauener jetzt nach sechs Niederlagen in Folge aufpassen, dass der Abstand zum rettenden Ufer in greifbarer Nähe bleibt. Derzeit sind es zwei Zähler.
SV 04 Oberlosa: Seidemann, Ebert – Stäglich, Kunst (4 Tore/davon 1 Siebenmeter), Hanisch (51. Rote Karte), Orlich (2), Wokan (2), Schauer (5), Schneider (8), Kolomaznik (2), Olkowski, Puljic (1), Nedoma (3), Naumann (2)
Siebenmeter:
Oberlosa 2/1 verwandelt – Oftersheim 5/5
Zeitstrafen:
Oberlosa 7 – Oftersheim 6
Rote Karten:
Bösing (13., Oftersheim), Hanisch (51., Oberlosa) beide wegen grobem Foulspiel
Zuschauer: 542
(kare)